Nokia Lumia 1020: Windows Phone mit 41MP Kamera im Test

Das Smartphone ist bei vielen Menschen ein ständiger Begleiter, eine Kompaktkamera oder digitale Spiegelreflexkamera ist jedoch eher selten im Gepäck. Heutzutage entstehen deshalb viele Fotos mit den Handykameras, wie beispielsweise bei den flickr Kamerastatistiken ersichtlich ist. Als ambitionierter (Hobby-)Fotograf will man natürlich auch unterwegs möglichst hochqualitative Aufnahmen machen. Nokia bietet für diese Menschen genau das richtige Smartphone: Das Lumia 1020 hat eine 41 Megapixel Kamera und einen Xenon-Blitz verbaut. Auch die restlichen technischen Daten können überzeugen, einzig das Display enttäuscht ein wenig. Mehr dazu im ausführlichen Test.

Nokia hat mir das Lumia 1020 einige Zeit als Testgerät zur Verfügung gestellt. Danke!

Lumia 1020: Vorderansicht.

Hardware

Lumia 1020: Seitenansicht.

Verarbeitung

Das Lumia 1020 kommt in einer hochwertigen Kunststoffhülle, wie man es bei Nokia Smartphones gewohnt ist. Dabei gibt es diesmal nur die Wahl zwischen Gelb, Weiß und Schwarz – alle mit einem matten Finish, was die Haptik zusätzlich verbessert. Die Hülle kann nicht entfernt werden, wodurch der Akku nicht getauscht werden kann. Das Handy ist 130,4mm lang und 71,4mm breit. Die Kamera inkl. Xenon-Blitz ist in einer runden Erhebung untergebracht, weshalb die Maximalhöhe 10,4mm beträgt – der Rest des Gehäuses ist um einiges dünner. Am oberen und unteren Rand läuft das Lumia 1020 auf der Hinterseite leicht zusammen, was ein wenig an das Lumia 900 erinnert. Mit 158g liegt das Gerät sehr gut in der Hand. Zwar gehört es damit nicht zu den leichtesten Smartphones, allerdings fällt das Gewicht nicht unangenehm auf, wie es beispielsweise beim Lumia 920 der Fall ist. Die Vorderseite besteht aus Gorilla Glass 3, was für eine gute Kratzresistenz sorgt.

Lumia 1020: Ausschnitt eines 5 Megapixel JPGs.
Lumia 1020: Ausschnitt eines 5 Megapixel JPGs.

Kamera

Das Highlight beim Lumia 1020 ist die eingebaute 41 Megapixel PureView Kamera. Außerdem wurde ein Carl Zeiss Objektiv und ein Xenon Blitz verbaut. Oft wird argumentiert, dass so viele Pixel auf einer kleinen Sensorgröße von 1/1,5 Zoll eher kontraproduktiv sind, weil dadurch das Rauschen extrem stark wird. Nokia hat bei der Bildverarbeitung allerdings sehr gute Arbeit geleistet, weshalb selbst die JPGs in voller Auflösung ansehnlich sind. Im Normalfall arbeitet man aber ohnehin mit den 5 Megapixel Bildern, die aus den hochauflösenden Originalen berechnet werden. Als netter Nebeneffekt wird dabei auch das Rauschen stark reduziert, wodurch die Bilder trotzdem wesentlich ansprechender wirken, als die einer 5 Megapixel Smartphonekamera. Ein weiterer Vorteil der hohen Auflösung: Man kann bis zu 3x zoomen, ohne dass die Bilder digital nachskaliert werden müssen. Natürlich muss man bei solcherlei gezoomten Fotos mit mehr Rauschen bzw. einer geringeren Bildqualität rechnen – die Ergebnisse sind aber dennoch beeindruckend (vor allem für ein Smartphone) und besser als jeder digitale Zoom.

Lumia 1020: Ausschnitt eines hochauflösenden JPGs – entspricht 3x Zoom des obigen Bildes.
Lumia 1020: Ausschnitt eines hochauflösenden JPGs – entspricht 3x Zoom des obigen Bildes.

Neben der 5 Megapixel Version kann auf Wunsch auch ein JPG in voller Auflösung gespeichert werden. Mit dem Lumia Black Update sind sogar RAW-Files möglich, wobei hier das starke Rauschverhalten des kleinen Sensors stark auffällt. Bei RAW-Dateien muss man sich schließlich selbst um die Entwicklung des Bildes, inkl. der Rauschreduktion, kümmern. Beim JPG wurde diese Rauschreduktion bereits am Smartphone durchgeführt, wobei man aufgrund der guten Ergebnisse davon ausgehen kann, dass Nokia die Algorithmen speziell für diese Kamera angepasst hat. Aus diesem Grund dürfte das JPG in den meisten Fällen mehr als ausreichend sein. Leider gibt es keine Möglichkeit die hochauflösenden Dateien automatisch auf SkyDrive hochzuladen – stattdessen muss das Lumia 1020 mit dem PC verbunden werden, wo dann die Möglichkeit besteht, die Dateien manuell ins SkyDrive zu kopieren. Auch die Zeit, die das Smartphone zum Verarbeiten der Datenmenge vom Sensor benötigt und während derer man keine weiteren Fotos aufnehmen kann, ist mit bis zu 4 Sekunden störend lang. Die Frontkamera löst mit 1280×960 Pixel auf und erfüllt ihre Aufgabe für gelegentliche Selfies oder Videotelefonie sehr angemessen.

Lumia 1020: Vorderseite. Das Smartphone liegt aufgrund der Kameraerhebung leicht schief auf.

Display

Beim Lumia 1020 hat Nokia ein AMOLED-Display mit einer Auflösung von 1280×768 Pixeln verbaut. Leider handelt es sich hier um ein PenTile-Display, weshalb für jeden Pixel statt drei nur zwei Subpixel zur Verfügung stehen. Dies äußert sich am stärksten durch ein leichtes Zick-Zack-Muster bei geraden Linien (die bei Windows Phone sehr häufig vorkommen). Für das geübte Auge ist die dadurch bedingte leichte Unschärfe durchaus störend, andere bemerken diese Anordnung wahrscheinlich gar nicht. Auffällig sind auch leichte Helligkeitsunterschiede bei einfarbigen Flächen, die an Rauschen erinnern. Hierbei handelt es sich wohl um eine Eigenheit von AMOLED-Displays, da das Display des Lumia 925 bei einem Vergleich ebenfalls diese Unregelmäßigkeiten aufwies – beim Lumia 920, das ein LCD verbaut hat, konnte ich hingegen nichts derartiges erkennen. Ich finde es sehr schade, dass Nokia hier kein LCD (oder zumindest ein AMOLED-Display ohne PenTile-Anordnung) verbaut hat, schließlich sollten die hervorragenden Fotos eigentlich auch auf einem großartigen Display angezeigt werden. Andererseits werden die oben beschriebenen Mängel vielen BesitzerInnen des Lumia 1020 vermutlich nicht auffallen, sofern sie nicht explizit darauf achten. Ein Pluspunkt: Die ClearBlack-Technologie, die Reflexionen reduziert und für höhere Kontraste sorgt, wurde verbaut.

Sonstiges

Die restlichen technischen Daten entsprechen dem, was man von einem Top-Modell erwartet. LTE, WLAN a/b/g/n, Bluetooth 3.0, NFC und GPS inkl. Kompass sind natürlich mit an Bord. Zusätzlich wurde ein Barometer verbaut und ein FM-Radio wird man auch nicht vermissen. Angetrieben wird das Lumia 1020 von einem Qualcomm Snapdragon S4 mit zwei 1,5Ghz Kernen, zusätzlich stehen 2GB RAM zur Verfügung. Auf eine Möglichkeit zur Erweiterung des internen Speichers von 32GB wurde verzichtet. Der 2000mAh starke Akku reicht für einen normalen Tag mit den Smartphone aus, mehr als das darf man sich allerdings nicht erwarten. Bei sehr starker Nutzung muss das Handy auch mal untertags an die Steckdose.

Lumia 1020 Rückseite.

Software

Das Lumia 1020 kommt mit den üblichen Features von Windows Phone 8. Nokia hat allerdings einige, ziemlich nützliche Extras dazugepackt, manche davon erst kürzlich mit dem Lumia Black Update. Neben den Here Apps (Maps, Drive, Transit) ist ebenfalls eine eigene Kamera-App verfügbar. Bei Nokia Camera können die wichtigsten Parameter beim Fotografieren durch ein innovatives Kreis-System verändert werden. Dies ist ein deutliche Verbesserung der Standard-Kamera-App, bei der man nicht wirklich manuell eingreifen kann. Außerdem gibt’s die beeindruckende Nokia Refocus App, mit der sich der Fokus bei Fotos nachträglich verändern lässt. Storyteller bietet eine Alternative zu den Fotoalben, wobei die Aufnahmen auf einem Zeitstrahl dargestellt werden. Dabei werden orts- und zeitnahe Fotos automatisch in einer Gruppe zusammengefasst. Das Blick-Feature bietet bei gesperrtem Handy Infos, wie die Uhrzeit und die Benachrichtigungs-Counter, wie man es vom Windows Phone Sperrbildschirm gewohnt ist. Die Ergänzungen von Nokia runden das Gesamtpaket ab und bieten einen echten Mehrwert, den man bei anderen Herstellern vermisst.

Nokia Camera App mit dem Kreis-System zum Anpassen der Kamera-Parameter.
Nokia Camera App mit dem Kreis-System zum Anpassen der Kamera-Parameter.

Fazit

Für Foto-Enthusiasten wird ein Traum wahr: Mit dem Lumia 1020 kann man die größere Kamera auch mal daheim lassen und bekommt trotzdem durchweg gute Fotos. Eine Spiegelreflexkamera kann das Smartphone zwar trotzdem nicht ersetzen, allerdings wird man es sich nun möglicherweise zweimal überlegen, die schwere Gerätschaft einzupacken. Auch ansonsten kann das Lumia 1020 mit den technischen Daten überzeugen. Einzig das Display ist nicht optimal, aber dennoch akzeptabel, da die Mängel nur bei genauerem Betrachten auffallen. Die Kamera-Erhebung ist sehr auffällig und wohl Geschmacksache. Ich empfinde sie nicht als störend, sondern als einzigartiges Merkmal. Der Preis von derzeit rund 550€ ist für das Gebotene durchaus akzeptabel – erfahrungsgemäß wird dieser in den nächsten Monaten aber noch weiter sinken.

 

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